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Der Eine Welt Forum Düsseldorf e.V. ist ein Netzwerk für Entwicklungszusammenarbeit in Düsseldorf und fördert die Eine Welt Arbeit durch:

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“Roots of Change: Lead with Nature” – Erasmus+ Youth Exchange
Lesezeit: 6 Minuten

Der Klimawandel ist die zentrale Herausforderung unserer Zeit. Junge Menschen blicken einer Zukunft entgegen, in der Krisen aufeinanderfolgen, ausgelöst und verschärft durch die globale Erderwärmung. Politische Entscheidungen reichen oft nicht aus und viele fühlen sich angesichts der Größe dieser Aufgabe machtlos. Doch echter Wandel entsteht dann, wenn junge Menschen Verantwortung übernehmen, mutig denken und andere inspirieren. Genau hier setzte der Erasmus+ Youth Exchange „Roots of Change: Lead with Nature“ an. Vom 27. Oktober bis 4. November 2025 brachte Youth Bridges Budapest, Partnerorganisation des Eine Welt Netz NRW, junge Menschen aus Schweden, Albanien, Ungarn und Deutschland in Paloznak, Ungarn zusammen. Als Freiwilligendienstleistender beim Eine Welt Forum Düsseldorf durfte ich an diesem Austausch teilnehmen.

Im Mittelpunkt des Projekts stand die Frage: Wie können wir als junge Menschen unsere eigene Stimme finden und Verantwortung für eine nachhaltige Welt übernehmen? Dafür kamen Menschen zusammen, die überzeugt waren, dass es nicht ausreicht, nur zuzuhören, sondern es darauf ankommt, selbst aktiv zu werden. Gemeinsam haben wir uns intensiv damit beschäftigt, wie ein nachhaltigeres Leben aussehen kann, wie man andere für Nachhaltigkeit begeistern kann und wie man selbst immer wieder neue Motivation findet, dranzubleiben und nicht aufzugeben. Dabei hat die Vielfalt der Menschen, Ideen und Aktivitäten gezeigt, wie viele Wege es gibt, Verantwortung zu übernehmen und Veränderung zu bewirken.

Für mich war der interkulturelle Austausch einer der zentralen und bereicherndsten Aspekte dieser Woche. Wenn man mit zwanzig jungen Menschen aus Albanien, Schweden, Ungarn und Deutschland unter einem Dach lebt, entsteht ein Raum, um sich kennenzulernen und wirklich die Lebensrealitäten, Denkweisen und kulturellen Unterschiede der anderen zu verstehen. Besonders die zwei Intercultural Nights boten dafür den perfekten Rahmen: Jede Ländergruppe stellte ihr Land mit Präsentationen, Bräuchen, Spielen und typischen Snacks vor. Deutschland war mit Maultaschen, Brezeln, einem Lebkuchenhaus und vielen weiteren Köstlichkeiten vertreten. Dazu ein Quiz mit einer Tafel Ritter Sport als Hauptgewinn und der Abend blieb allen als „Quadratisch. Praktisch. Gut.“ in Erinnerung. Wir tanzten albanische Tänze, bastelten schwedische Blumenkränze und versuchten uns an der richtigen Aussprache ungarischer Wörter. An diesen Abenden spürte ich ein starkes Gefühl von europäischer Gemeinschaft. Die Krisen und Konflikte der Welt rückten in den Hintergrund und stattdessen zählten unsere Begegnungen, Offenheit und das voneinander Lernen. Doch auch jenseits dieser Abende ging der kulturelle Austausch weiter. Immer wieder sprachen wir über unsere Herkunft, verglichen Sprachen und versuchten den Unterschied zwischen Akkusativ und Dativ zu erklären oder das ewige Rätsel um „der“, „die“ und „das“ zu lösen.

Gleichzeitig spielte der internationale Austausch auch inhaltlich eine große Rolle. In unseren Ländergruppen reflektierten wir zunächst, wie sich der Klimawandel in unseren jeweiligen Heimatländern bemerkbar macht, wie Politik und Gesellschaft darauf reagieren und welche Handlungsmöglichkeiten wir selbst sehen. Beim anschließenden Austausch mit den anderen Gruppen zeigten sich sowohl viele Gemeinsamkeiten als auch deutliche Unterschiede: in Schweden, wo erneuerbare Energien auf dem Vormarsch sind und Persönlichkeiten wie Greta Thunberg das öffentliche Bild prägen, in Albanien, wo die Hoffnung auf einen EU-Beitritt auch neue Chancen für nachhaltige Entwicklung weckt und in Ungarn, wo die politischen Entscheidungsträger sich immer weiter von nationalen und internationalen Nachhaltigkeitszielen entfernen. Überall spüren wir Polarisierung, politische Rückschritte und ein nachlassendes Interesse in der Gesellschaft. Gerade deshalb ist es so wichtig über den Klimawandel zu sprechen und ins Handeln zu kommen. Dazu hat diese Woche beigetragen und für mich habe ich gelernt, wie entscheidend es ist, Methoden zu kennen, um respektvolle Debatten zu führen, andere zu motivieren und das Engagement in der Gesellschaft zu fördern. Vor allem aber habe ich verstanden, wie wichtig es ist, auch die eigenen Gefühle, hervorgerufen durch die Krisen dieser Welt, zuzulassen und in konstruktive Energie umzuwandeln. Durch kreative Methoden, Reflexionsrunden und Gruppenaktivitäten lernte ich meine Emotionen, sei es Angst, Frustration oder Hoffnung, bewusster wahrzunehmen und als Antrieb für mein Engagement zu nutzen. Diese Selbstreflexion hat sich durch die gesamte Woche gezogen und mir gezeigt, dass persönlicher Wandel immer der erste Schritt zu gesellschaftlichem Wandel ist.

Hier setzt auch das Konzept der „Climate Leader“ an, welches die Woche stark geprägt hat. Dabei geht es nicht darum laute Anführer*innen zu werden, die immer im Rampenlicht stehen, sondern vielmehr darum, Verantwortung für sich selbst, für die Gemeinschaft und für unseren Planeten zu übernehmen. Wir sprachen darüber, dass echte Führung nicht von oben nach unten funktioniert, sondern aus Haltung, Achtsamkeit und Empathie entsteht. Ein „Climate Leader“ ist jemand, der den Mut hat, Fragen zu stellen, Zweifel zuzulassen und andere auf ihrem Weg mitzunehmen. „Climate Leader“ sind sich der natürlichen Grenzen unseres Planeten bewusst und wollen die Natur schützen. Die Natur war somit auch ein wesentlicher Bestandteil unserer Woche. Viele Einheiten fanden im Freien statt, wodurch die oft abstrakten Themen rund um Klima und Nachhaltigkeit greifbarer wurden. Die Umgebung von Paloznak am Balaton-See bot dafür den idealen Rahmen. In unserer freien Zeit gingen wir wandern, erkundeten die Weinberge und Wälder und genossen die letzten Sonnenstrahlen des Jahres. Diese Nähe zur Natur ließ mich den starken Kontrast zum gewohnten, oft hektischen Alltag spüren und machte mir während unserer Einheiten auf doch subtile Weise bewusst, warum die Natur schützenswert ist.

Erasmus+: Leben bereichern, Horizonte öffnen

Insgesamt war dieser Youth Exchange sehr vielfältig und für mich persönlich auch sehr bereichernd. Möglich war dieses Projekt, da es Teil des EU-Programms Erasmus+ war. Erasmus+ steht für Begegnungen, Lernen und Wachsen. Das Programm eröffnet Menschen in ganz Europa die Chance, Neues zu entdecken, egal ob im Studium, im Beruf oder während eines freiwilligen Engagements. Das Programm fördert nicht nur den Austausch zwischen Ländern, sondern auch das gegenseitige Verständnis und das Gefühl, Teil einer gemeinsamen europäischen Gemeinschaft zu sein. Ende 2024 waren es bereits mehr als 16 Millionen Teilnehmende seit Programmstart. Als EU-Programm zur Förderung von Bildung, Jugend und Sport bietet Erasmus+ vielfältige Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln und über Grenzen hinweg zu lernen. Durch den non-formalen Lernansatz lernt man nicht nur Inhalte, sondern auch Verantwortung zu übernehmen, zusammenzuarbeiten und die eigenen Stärken zu entdecken. Da für die Teilnehmenden keine finanziellen Kosten anfallen, sondern diese übernommen werden, fördert das Programm soziale Inklusion und ermutigt junge Menschen, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Wer mitmacht, erweitert seinen Horizont und sammelt wertvolle Erfahrungen. Die Teilnahmemöglichkeiten sind zahlreich, ob bei einem Studienaufenthalt oder Praktikum im Ausland, in der beruflichen Aus- und Weiterbildung, der Schul- oder Erwachsenenbildung, in der Jugendarbeit oder im Sport. Die Welt von Erasmus+ ist riesig und hier gar nicht vollständig aufzählbar. Ich selbst bin von den vielen Angeboten noch etwas überwältigt und klicke mich durch verschiedene Webseiten, um mehr zu entdecken. Die Teilnahme erfolgt immer über eine Organisation, Hochschule oder ähnliche Institution beziehungsweise Gruppe. Diese erhält die Förderung, um ihr eigenes Projekt durchzuführen und ist deshalb auch dafür zuständig, die Teilnehmenden auszuwählen. Beispielsweise war für den Jugendaustausch „Roots of Change: Lead with Nature“ das Eine Welt Netz NRW für die deutschen Teilnehmenden verantwortlich, während Youth Bridges Budapest die Hauptorganisation des Projekts war. Teilnehmen konnten aus den vier beteiligten Ländern jeweils vier bis fünf junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren. Ein Problem bei der Organisation solcher Programme über einzelne Träger ist, dass es keinen gebündelten Überblick über die Angebote gibt. Ich kann Ihnen hier daher keine zentrale Plattform nennen, über die man sich bewerben oder passende Projekte finden kann, da die Ausschreibungen über viele verschiedene Webseiten verteilt sind. Bei meinem Austausch habe ich mitbekommen, dass viele Teilnehmende die Projekte in speziellen Facebook-Gruppen entdecken, die speziell dafür eingerichtet wurden. Das ist natürlich sehr intransparent, wodurch viele Menschen von den tollen Möglichkeiten, die Erasmus+ bietet, gar nichts mitbekommen. Erasmus+ arbeitet deswegen wohl an einer Möglichkeit, die Projekte gebündelt zu präsentieren, jedoch ist das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht der Fall. Es gibt zwar den European Training Calendar, wo ein paar Projekte gelistet sind, jedoch ist dieser alles andere als vollständig. Dennoch kann ich Ihnen nur empfehlen, die Augen offen zu halten und jede Chance zu ergreifen. Es ist großartig!

Haben Sie selbst schonmal an einem Erasmus+ Projekt teilgenommen? Wenn Sie ihre eigenen Erfahrungen mit mir teilen oder mir auf diesen Blogbeitrag antworten wollen, können Sie das gerne hier tun. Mehr Einblicke in die Woche finden Sie außerdem auf Instagram (einewelt_ddorf).

Ihr Clemens