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Die Macht der Bilder
Lesezeit: 3 MinutenIch möchte mich kurz vorstellen: Mein Name ist Antonia Dausner und ich mache gerade im Rahmen meines Studiums ein Praktikum im Eine Welt Forum Düsseldorf. Heute habe ich die Ehre einen Blogbeitrag zu schreiben und möchte einige Gedanken mit Ihnen teilen, die mich in der nun beginnenden Weihnachtszeit immer wieder beschäftigen.
Denn in den Tagen um Weihnachten begegnen wir auch vermehrt den traurigen Blicken von Schwarzen Kindern, die uns von großen Plakatwänden oder von einer Postkarte im Briefkasten anschauen. Diese Bilder sind uns allen sicherlich bekannt. Mit ihnen wird auf emotionale Art und Weise an die Spendenbereitschaft der Menschen appelliert. Ich möchte festhalten, dass grundsätzlich nichts Schlechtes daran ist, einen Teil seines Geldes für Schulbildung oder Ernährung von Kindern auszugeben.
Doch die Art, wie diese Bilder instrumentalisiert werden, ist aus einer entwicklungspolitischen Perspektive problematisch, da postkoloniale Strukturen reproduziert und Stereotype verstärkt werden, die immer noch in den Köpfen vieler Menschen existieren.
Es wird sich nämlich häufig der Vorstellung bedient, dass alle Menschen, die in den 54 afrikanischen Ländern leben, eine homogene Bevölkerung darstellen. In dieser Vorstellung ist der afrikanische Kontinent geprägt von Armut, Leid, Korruption und Krieg. Dies ist jedoch problematisch, da auf diese Art und Weise der Stereotyp des hilfsbedürftigen Anderen verstärkt wird. Demgegenüber steht ein Wir, das helfen kann, das Leid zu minimieren. Diese Gegenüberstellung beruht auf einem Machtverhältnis, in dem Differenzen des Wirs und der Anderen konstruiert und gleichzeitig negativ bewertet werden. Durch solche Bilder entstehen diskriminierende Menschenbilder, welche Wahrnehmungen beeinflussen und Wissen legitimieren können. Durch die Kategorien des hilfsbedürftigen Anderen und des helfenden Wir wird außerdem ein Abhängigkeitsverhältnis deutlich, dass ebenfalls auf hierarchischen Strukturen basiert. Eine weitere Zweiteilung, die durch diese Bilder verstärkt wird und die bereits zur Legitimation von Kolonialismus genutzt wurde, ist die der Gegenüberstellung von den ‚entwickelten‘, ‚modernen‘ und ‚zivilisierten‘ Ländern des Globalen Nordens und den ‚unzivilisierten‘ und ‚unterentwickelten‘ Ländern des Globalen Südens. Durch das Verbreiten solcher Bilder wird dazu beigetragen, dass diese Stereotype unbewusst verinnerlicht werden und vielen Menschen als Realität erscheinen. Hungernde Schwarze Kinder repräsentieren so in vielen Köpfen die Bevölkerung eines gesamten Kontinents.
Was jedoch häufig nicht thematisiert wird, ist die Vielfalt und Heterogenität, die es auf dem afrikanischen Kontinent gibt. Es wird nicht über Innovationen, Fortschritt, Ideen und Entwicklungen berichtet, die natürlich ebenfalls stattfinden. Auch nicht thematisiert werden Verantwortlichkeiten der ehemaligen Kolonialmächte gegenüber den kolonialisierten Ländern. Und es wird auch nicht darauf eingegangen, wie koloniale Kontinuitäten bis heute fortbestehen und Machstrukturen sowie Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Ländern des Globalen Nordens und des Globalen Südens festigen. All dies wird häufig nicht sichtbar und führt so dazu, dass wir all die anderen genannten Dinge nicht mit dem afrikanischen Kontinent verknüpfen. Neben der bereits genannten Problematik wäre es aber, zumindest für mich, unglaublich interessant auch andere Bilder und somit andere Geschichten zu sehen.
Bilder haben einen großen Einfluss auf unsere Vorstellung von Menschen überall auf der Welt. Durch ein Bewusstsein darüber können wir auf individueller Ebene dafür sorgen, dass postkoloniale Strukturen nicht reproduziert werden. Außerdem können auch wir unseren alltäglichen Umgang mit Bildern reflektieren und überlegen, inwieweit wir einen Beitrag dazu leisten können, solche Stereotype aufzubrechen.
Mit diesem Denkanstoß zur Macht der Bilder, wünsche ich Ihnen eine schöne Weihnachtszeit.