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Über das Klischee des Weltladens
Lesezeit: 4 MinutenEin Appell.
Der Weltladen. Ein Fundament von nachhaltiger lokaler und regionaler Entwicklungszusammenarbeit. Oftmals der Ansprechpartner vor Ort, wenn es um Eine-Welt-Arbeit geht. Ich habe mich in den vergangenen Wochen viel mit Weltläden auseinandergesetzt, gerade auch, weil wir beim Eine Welt Forum Düsseldorf e.V. derzeit unsere Listen aktualisieren. Ich habe mit Verantwortlichen vor Ort telefoniert, bin ins Gespräch gekommen und habe viel lernen können. Gerade deswegen möchte ich heute aufräumen mit den gängigen Klischees rund um Weltläden, die mich alle in der Form schon ereilt haben.
Wenn es nach Freunden von mir geht oder gar nach wildfremden Leuten, denen ich von meinem FSJ erzähle, kommt zunächst die Assoziation eines Weltladens auf. Ich muss erstmal erklären, dass das Eine Welt Forum ein Netzwerk und kein Weltladen ist. Man wird aber – mehr oder weniger ungefragt – häufig auch mit Vorurteilen, Stereotypen und skurrilen Visionen von Weltläden in Verbindung gebracht. Weltläden scheinen für viele junge Leute mit denen ich gesprochen habe klobig, altbacken und irgendwie alternativ. Im Weltladen-Stereotyp gibt es nur Gehäkeltes und Gestricktes und faire Lebensmittel schmecken auch per se überhaupt nicht – der Kaffee ist zu bitter, die Schokolade ist schlecht und allgemein: Faire Produkte im Weltladen scheinen einen Ruf zu haben, der ihnen jedenfalls in keiner Weise gerecht wird – dazu aber später. Im Weltladen-Stereotyp passen junge Leute scheinbar nicht rein. Der Weltladen-Stereotyp wirkt nicht besonders ansprechend und aus der Zeit gefallen.
Es wird euch vermutlich nicht wundern, dass ich nach meinen Gesprächen, Telefonaten und Kontakten viel über Weltläden sagen könnte – mit den oben genannten Stereotypen hat die Realität aber wirklich wenig zu tun. Weltläden von heute sind nämlich in der überwiegenden Mehrheit überhaupt nicht klobig und altbacken, sondern modern und zeitgemäß unterwegs. Es gibt eine große Community auf Instagram und anderen sozialen Medien, viele Weltläden werben zudem auch im Internet. Weltläden habe eine Vielzahl an Produkten, die fair gehandelt worden sind, dabei aber keineswegs so aus der Zeit gefallen sind, wie manche meinen. Ich habe leckere Schokolade und leckeren Kaffee aus Weltläden getrunken und gegessen. Natürlich gibt es auch Produkte, die meinen Geschmack nicht treffen, aber wo gibt es das nicht? Das ist kein Fairtrade-Problem, das ist vermutlich nicht mal ein universelles, sondern viel eher ein privates Problem. Den schlechten Ruf jedenfalls kann ich auf keine Art und Weise nachvollziehen.
Ich möchte viel eher eine Lanze für Weltläden brechen. Gerade jetzt in der Adventszeit und angesichts der jüngsten Konsumräusche (Black Friday und Co.) sollte man viel eher ermuntern: Kauft! Aber kauft richtig und kauft doch viel lieber bei eurem Weltladen als bei eurem Online-Versandhändler. Weltläden sind für uns in der Eine-Welt-Arbeit ein wichtiger Anker, weil sie lokales Engagement mit Partnerschaftsprojekten vor Ort kombinieren. Dabei haben viele Weltläden mit denen ich telefoniert habe, aber auch große Sorgen. Durch Corona sind die Absatzmöglichkeiten begrenzt und es gibt vielerorts ein noch größeres Problem. Es kommen keine jungen Leute nach. Das hat mich sehr betroffen gemacht. Da gibt es ein großes Engagement von Menschen, die sich ihr Leben lang im Eine-Welt-Kontext engagiert haben, die in der Küche gestanden haben und für Märkte, Basare und Feste gebacken, gekocht und vorbereitet haben, damit Gelder für den Weltladen und das Partnerprojekt reinkommen. Diese Menschen fürchten um ihre Verdienste, um das was Sie an Projekten aufgebaut haben. Wenn das abreißt, dann geht nicht nur Hilfe vor Ort verloren, sondern auch wertvoller, interkultureller Austausch.
Dabei scheint mir die Situation jedenfalls paradox zu sein. Auf der einen Seite nehme ich zumindest in den letzten Jahren ein immer weiter steigendes Interesse an internationalem Engagement von jungen Leuten wahr. Ich glaube, dass der Fokus gerade auch in der Umweltbewegung noch nie so stark auf den Klimafolgen für den Globalen Süden lag wie heutzutage. Ich glaube, dass ein großes Interesse an interkulturellem Austausch besteht und doch scheint dieses Engagement in konkreten Projekten vor Ort nicht zu münden. Daher mein Appell und meine Bitte:
Schaut, wie ihr euch engagieren und einbringen könnt. Wenn ihr kirchlich engagiert seid: Fragt nach, ob es ein Weltladen-Projekt gibt, an dem ihr mithelfen könnt. Seid eine Unterstützung für die Leute, die sich derzeit schon engagieren und vielleicht sogar am Wichtigsten: Hört zu und nehmt wahr! Viele Menschen habe eine lange Geschichte im Entwicklungskontext, die es verdient, gehört zu werden.
An alle die großartigen Weltläden, die weiterhin Engagement zeigen und die weiter Gas geben: Gebt nicht auf! Engagiert euch! Wir sehen euer Engagement – ich schätze es sehr!
Das war es für diese Woche. Ich bedanke mich fürs Lesen. Feedback wie immer gerne an fsjpolitik@eineweltforum.de !
Ganz liebe Grüße
Euer Fabian