Völkermord in Brasilien?
Lesezeit: 5 MinutenDie Coronalage in Brasilien ist dramatisch: seit Beginn der Pandemie verstarben 318.000 Menschen an dem Virus, weitere 12,5 Millionen erkrankten daran. Vor zwei Wochen ist die Zahl der Todesfälle zum ersten Mal innerhalb von 24 Stunden um 3.780 angestiegen. In Anbetracht der verheerenden Situation wird Präsident Bolsonaro nun Völkermord vorgeworfen – der Strafgerichtshof in Den Haag ermittelt nun.
Der brasilianische Präsident sabotierte seit Beginn der Pandemie die Eindämmung des Virus – so legte er nicht nur ein Veto gegen die Maskenpflicht ein, sondern weigert sich nach wie vor, diese nachhaltig umzusetzen. Masken- und Impflieferungen wurden teilweise abgelehnt, während Bolsonaro öffentlich die Wirksamkeit der Wirkstoffe anzweifelte und den Start der Impfungen somit erheblich erschwerte.
Nach zunehmenden Protesten gegen das Krisenmanagement der Regierung, entschied der Präsident, dass aktuelle Informationen zu den Inzidenzwerten nur noch teilweise an Medien weitergeben werden sollen und bestzte kurzfristig sechs Ministerien neu.
Währenddessen steht das Gesundheitssystem nun kurz vor dem Kollaps – nach wie vor besitzen 90% der 5.570 Städte und Gemeinden Brasiliens keine Intensivstation. Dabei bahnt sich aber bereits das nächste Problem der Pandemie an: durch die verheerende Ausbreitung mutierte das bekannte Virus nun zu dem Erreger P1. Neben der höheren Ansteckungsgefahr der Mutation, können Impfungen gegen diesen Erreger wirkungslos sein, wodurch die Lage in Brasilien auch zu einer globalen Gefahr wird.
Was kann Brasilien nun noch retten?
Seit Präsident Bolsonaros Amtseintritt vor 18 Monaten ist die Demokratie Brasiliens zunehmend zerfallen: seine Regierung ist durch Korruption, Unterdrückung, Medienzensur und der massiven Ausbeutung des Regenwaldes gekennzeichnet. Der Strafgerichtshof in Den Haag, Niederlande, ermittelt nun gegen den brasilianischen Präsidenten: Teil der Vorwürfe sind nicht nur sein Krisenmanagement in der Pandemie, sondern auch die gezielte Verfolgung von Ureinwohnern und die Zerstörung von Regenwäldern. Die Mehrheit der Bevölkerung hofft, dass Bolsonaro sich anschließend vor dem Gerichtshof verantworten muss.
Eine kleine Hoffnung birgt Ex-Präsident Lula, der im Zuge der Krise erneut auf die politische Bühne trat – viele Bürger hoffen nun darauf, dass er 2022 bei den Präsidentschaftswahlen Bolsonaros Gegenspieler sein könnte.