„Du bist aber ganz schön jung für so eine Meinung… Sei mal ein bisschen positiver im Hinblick auf die Zukunft… Kennst du dich in dem Thema eigentlich so gut aus? … Mach dir nicht zu viel Sorgen…“ sind nur ein paar Phrasen, welche ich mir im Verlauf meines Engagements schon häufig anhören musste. Mit diesen Erfahrungen bin ich nicht allein, denn so wie mir geht es vielen engagierten Jugendlichen, welche sich für eine nachhaltige, globalorienterte Zukunft einsetzen. Klimakatastrophe, Krieg und Flucht, Zukunftsängste, fehlende Aufmerksamkeit der Politik für eigene Forderungen; sind nur ein paar Begriffe, welche die Lebensrealität von engagierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen prägen. Aber auch der Wille sich nicht statisch diesen hinzugeben. Wir wollen Veränderung in der Politik, in der Gesellschaft, für eine nachhaltige Zukunft und für uns. Wir wollen etwas bewegen und müssen aktiv handeln. Erst einmal leicht gesagt, aber wirklich so leicht umgesetzt?
Zunächst ist es wichtig eins anzuerkennen und zu normalisieren: Der Bereich des jungen Engagements ist nicht nur mit diesen ambitionsreichen und motivierenden Gefühlen verbunden. Denn es handelt sich eher um einen Pfad zwischen Willensstärke und dem Streben nach Veränderung, aber auch Ohnmacht und Überforderungen. Angesichts der Auseinandersetzung mit zahlreichen globalen Krisen, prasseln die Eindrücke auf einen nur so nieder. Die Klimakatastrophe, Menschenrechtsverletzungen, globale Ressourcenknappheit, die Revolution im Iran, Krieg in der Ukraine, sind nur einige Krisen, welche uns jeden Tag real oder medial begegnen. Als advocate für eine nachhaltige Zukunft schwappen diese Krisen, wie eine Welle über einen hinweg und des Öfteren hat man das Gefühl sich nicht mehr über Wasser halten zu können, wenn die Überforderungen einsetzen. Wo kann ich anfangen aktiv zu werden? Bringt mein Engagement etwas im globalen Geschehen? Hat mein Handeln überhaupt eine Auswirkung, wenn in vielen Fällen die Politik die Forderungen nicht anerkennt? Junge Engagierte und mich eingeschlossen befinden sich des Öfteren in diesen Gedankentornado. Und das ist normal. Es ist normal zu zweifeln. Aber noch wichtiger ist sich diesen Zweifeln zu stellen und seinen Beitrag für eine global gerechte Zukunft zu leisten. Dafür braucht es klare Handlungsstrategien. Aber wie könnten diese aussehen?
Natürlich gibt es nicht für jeden die eine universelle Antwort. Es handelt sich um einen individuellen Prozess, um diese Ambivalenzen auszutarieren. So kann ich nur von Handlungsmöglichkeiten berichten, welche mir in meinen Engagement Kraft gegeben haben.
Stichwort: Balance finden.
Im Engagement ist eine Sache besonders wichtig: das Vernetzen. Es zeigt: Man steht nicht allein den globalen Krisen entgegen. Es gibt mehr Leute als gedacht, welche sich für die gleichen Themen einsetzen und auch diese machen ähnliche Erfahrung und haben dieselben Zweifel. Manchmal fehlt aber einfach die Kraft zusammen aktiv zu werden. In Momenten, in denen einem alles über den Kopf wächst, ist es wichtig sich Zeit für sich selbst zu nehmen, über negative Gefühle zu reflektieren, aber auch sich abzulenken.
An dieser Stelle ist es auch wichtig die zahlreichen Erfolge von Jugendpartizipation und Empowerment anzuerkennen. Denn die dargestellten Handlungsmöglichkeiten werden zwar noch nicht vollumfassend aber schon in Teilen unterstützt und umgesetzt. Und auch hier vor Ort in Düsseldorf wollen wir auf die jungen Stimmen aufmerksam machen und das ist zurzeit wichtiger denn je. So fand am 10. Dezember 2022 die von uns organisierte Jugendvernetzungsveranstaltung „MOVE IT! Gemeinsam bewegen wir die Welt! statt. Eine Möglichkeit für junge Engagierte sich zu vernetzen, ins Gespräch zu kommen und dazu zu lernen. Ich habe viele Sachen an diesen Samstag im Dezember mitgenommen, aber einen Appell im Besonderen: Du bist nicht alleine in deinen Engagement und den Erlebnissen, welche damit verbunden sind und das macht Mut für die Zukunft.
Auch die Fridays for Future Bewegung Düsseldorf hat einiges in den letzten Jahren geleistet und kann diese Woche ihren vierten Geburtstag feiern. Auf der einen Seite ein trauriger Moment, da es nach vier Jahren immer noch wichtig ist, auf diese Katastrophe aufmerksam zu machen und die Politik zum Handeln zu bringen. Andererseits ermutigend zu sehen. Auch nach vier Jahren ist die Bewegung stark und die Beteiligten erheben ihre Stimme für eine gerechtere, nachhaltige Zukunft.
Darum bitte ich euch: Nehmt euch diese Kampfbereitschaft zum Vorbild und weitet sie aus, vernetzt euch und versucht weitere Engagierte kennenzulernen, lasst die anderen Generationen eure Stimme hören. Nehmt euch aber auch Zeit für euch selbst und reflektiert eure Gedanken oder auch Zweifel und startet danach gestärkter in den Kampf für eine globale Gerechtigkeit.
Mit diesen Worten wünsche ich ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Wir lesen uns in 2023!
Elena