Eine Halbzeitbilanz.
Lesezeit: 7 MinutenBergfest
Wie schreibt man eine gute Halbzeitbilanz? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht und das könnte mir in diesem Blogeintrag zum Verhängnis werden. Gestern war es nämlich soweit: Bergfest! Die Hälfte meiner Zeit beim Eine Welt Forum Düsseldorf e.V. ist vergangen, ein weiteres Halbjahr liegt noch mir. Viel habe ich bereits geschafft, einiges ist noch in der Mache und wieder anderes muss erst noch geplant werden. Es schwirren viele Gedanken in meinem Kopf herum. Viele Ideen und Konzepte, die noch erarbeitet werden müssen und viele Möglichkeiten, die mir noch offenstehen. Zeit ist also für eine erste Bilanz, einen Ausblick und ein paar Gedanken für meine Nachfolger*innen.
Erkenntnis 1: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Für diese Erkenntnis hat es auch nicht lange gebraucht. Bei einem kleinen gemeinnützigen Verein wie dem Eine Welt Forum ist man in alle Prozesse mehr oder weniger eingebunden. Man gewinnt Einblicke in organisationsinterne Prozesse und Abläufe und gleichzeitig auch an die breite Palette an möglichen Themen. Auch thematisch habe ich mich mit ganz vielen Fragestellungen und Problemen bereits im entwicklungspolitischen Kontext beschäftigen können: Umwelt- und Klimaschutz, Landwirtschaft, Frauenrechte, Migration und Situation an den EU-Außengrenzen, Fairer Handel und konkrete Fragen im Globalen Süden. Ich habe eine große Vielfalt an Kooperationspartner*innen kennenlernen dürfen – egal ob im kulturellen Bereich, bei den Bildungskooperationen oder in Partnerschaften mit anderen Nichtregierungsorganisationen. Aus der Erkenntnis folgt also die Bereitschaft zu Neugierde und die Bereitschaft mit täglich wechselnden Fragen konfrontiert zu werden.
Erkenntnis 2: Corona hat sechs Buchstaben. Also gut, das wusste ich vor meinem FSJ auch. Es soll nur noch einmal ausdrücken, welche besondere Rolle Corona in diesem FSJ-Jahrgang einnimmt. Man muss anpassungsfähig sein und vor allem muss man aufpassen, dass einem die Decke nicht auf den Kopf fällt. Homeoffice kann manchmal ganz schön schwierig sein… Ich kenne mittlerweile auch sämtliche Anbieter*innen von Videokonferenzformaten: Zoom, Teams, Skype, Webex, Jitsi – wahrscheinlich denken sich gerade mindestens fünf Leute vor ihrem Bildschirm, dass sie selbst noch unzählige weitere kennen. Das ist alles merkwürdig, aber es ist auch wichtig, gerade deswegen nicht den Kopf hängen zu lassen. Das ist kein verlorenes Jahr. Corona verlangt von uns allen viel ab und mit am Schlimmsten finde ich, dass man keinen zuverlässigen Blick nach vorne wagen kann. Wir steuern ins Ungewisse – das ist wohl die einzige Gewissheit, die wir momentan haben.
Erkenntnis 3: Nichts geht über regelmäßigen Austausch. Wenn man die ganzen Videokonferenzformate hat, dann sollte man sie auch nutzen. So pragmatisch bin ich an die neue Situation herangetreten und es ist auch wichtig. In meinem FSJ-P habe ich bis jetzt eines ganz sicher gemerkt: Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden. Wenn man sich nicht regelmäßig austauscht und updatet, dann findet man nur schwer wieder in den Tritt. Arbeiten in einem gemeinnützigen Verein ist keine One-Man-Show, sondern um Kooperation und Zusammenarbeit. Macher*innen braucht es überall, aber wichtig ist, dass sich diese auch untereinander austauschen. Sonst kann das alles nicht gelingen.
Erkenntnis 4: Nichts geht über: Regional, saisonal und bio. Jedenfalls, wenn es um die Essensgestaltung einer Seminarwoche bei der ijgd geht. Würde man mich jetzt noch nach den acht Arbeitsgrundsätzen der ijgd fragen, müsste ich aber passen. Zu einem gelungenen FSJ gehören auch gelungene Seminarwochen. Ich erinnere mich noch an mein mulmiges Gefühl, als ich zum ersten Seminar aufgebrochen bin (ja, im September konnte man sich sogar in Präsenz sehen… hach…). Wer ist da wohl dabei? Wie wird so eine Woche ablaufen? Mittlerweile stelle ich mir diese Fragen aus ganz anderen Gründen – nämlich, weil ich unser nächstes Seminar gemeinsam mit vier anderen FSJ-lerinnen vorbereite. Die Seminarwochen und die Seminargruppe sind wirklich eine absolute Bereicherung für mein FSJ. Deswegen freue ich mich auch auf jedes weitere Zusammentreffen – zunächst digital und vielleicht, ja ganz vielleicht, kann man sich im Juni ja auch noch mal in Präsenz sehen. Ich gebe die Hoffnung noch nicht auf!
Erkenntnis 5: Noch ein halber Marathon bis zur Staffelstabübergabe. Die Bewerbungsmöglichkeiten bei der ijgd sind schon freigeschaltet und bald wird es in die Vermittlung der neuen Plätze gehen. Surreal. Da ist man ein halbes Jahr dabei und schon wird an der Nachfolge getüftelt. Es wird sicherlich wieder viele spannende Einsatzstellen geben und es werden viele spannende Angebote dabei sein. Auch ich werde den Staffelstab an eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger übergeben. Das wird ein aufregender Prozess werden – und bis dahin werde ich weiter mein Bestes geben.
Auf alles, was noch kommt und alles, was gewesen ist!
Euer Fabian